Berliner Volksinitiative Schule in Freiheit erfolgreich

Foto: www.omnibus.org

Forderung nach Freiheit und finanzieller Gleichberechtigung im Schulwesen

Am 5. November 2013 überreichte die Volksinitiative „Schule in Freiheit“ dem Präsidenten des Berlner Abgeordnetenhauses Ralf Wieland 29.180 Unterschriften für neue Organisationsformen in Berliner Schulen.

Von unserem Korrspondenten Benedikt Wrede


Durch Kreativität kann sich jeder Einzelne in Deutschland ins Soziale Ganze einbringen - staatlicher Zentralismus ist längst überholt.

Das Ziel der Volksinitiative „Schule in Freiheit“ ist es, diese Sichtweise auf die Schulen in Deutschland anzuwenden, um ein freieres Schulsystem zu erreichen. Neue gesellschaftliche Formen werden gefordert, die bereits in den Schulen eingeführt werden müssen.

Geleitet wird die Berliner Initiative von Kurt Wilhelmi, der bereits das Berliner Büro von „Omnibus für direkte Demokratie“ gegründet hatte:  Dieses kulturelle Unternehmen setzt sich seit mehr als 20 Jahren für die bundesweite Volksabstimmung ein. Neben zahlreichen Bundesverbänden, Arbeitskreisen und Unternehmen wird die Initiative auch von Prominenten wie dem Autor Wladimir Kaminer und dem Künstler Johannes Stüttgen unterstützt.

Wilhelmi erkennt zwischen den Menschen und dem heutigen gesellschaftlichen System, in dem diese leben, eine immer größer werdende Distanz, die er mit einer selbstständigen Gestaltung der Gesellschaft überwinden möchte. In der selbstständigen Gestaltung sieht Wilhelmi auch das Ziel der Volksinitiative: „Sie will, dass die Schulen aktive und verantwortliche Gestaltungsorte werden. Orte, wo die darin arbeitenden Menschen, die Lehrer wie die Schüler, ihr Gestaltungspotential, ihre Kreativität, ihr Bewusstsein einbringen, verwirklichen und entwickeln können.“

Besonders drei Grundsätze will die Volksinitiative realisiert sehen: Pädagogische Freiheit, gleichberechtigte Finanzierung und selbstständige Organisation. Staatliche Schulen müssen aus Sicht der Unterstützer von „Schule in Freiheit“ das Recht eingeräumt bekommen, selbst die Verantwortung für die Arbeit vor Ort zu tragen, statt durch Bürokratie und zentralistische Vorgaben fremdbestimmt zu werden. Erst dann, so glauben sie, sind ein authentisches Arbeiten der Lehrer und die bestmögliche Entfaltung des Potentials der Schüler möglich.

Was die Lehrkräfte angeht, sollen diese nicht länger Ausführende eines standardisierten und staatlich verordneten Systems sein, sondern „als Wahrnehmer, Unterstützer und Herausforderer der ganz konkreten Kinder und Jugendlichen tätig sein“ so Henning Kullak-Ublick, Sprecher der „Aktion mündige Schule“ und Unterstützer der Berliner Volksinitiative. „Wer Verantwortung übernimmt, muss diese auch gestalten können, sonst wird Pädagogik zur Dressur“.

Nach Auffassung der Initiatoren darf nicht der Träger einer Schule- sei er kommunal, kirchlich oder frei-  den Impuls geben, um initiativ in Freiheit arbeiten zu können, sondern dieser muss durch die Zusammenarbeit des Kollegiums, der Eltern und der Schüler ausgelöst werden. Durch die gleichberechtigte Finanzierung staatlicher und nichtstaatlicher Schulen will „Schule in Freiheit“ außerdem sicherstellen, dass die Eltern eine echte Wahlfreiheit haben und niemand mehr aus finanziellen Gründen am Besuch einer freien Schule gehindert wird. Das klingt zunächst nach einer ganzen Menge von Zielen, die sich die Volksinitiative vorgenommen hat- Ziele, deren Umsetzung auch eine reelle Chance haben? „Die eigentliche Aufgabe der Volksinitiative ist es erst einmal, überhaupt das Denken in Bewegung zu bringen“ so Wilhelmi. Tatsächlich gab es bereits im Jahr 2010 eine erste Volksinitiative, bei der es ebenfalls zu einer öffentlichen Anhörung kam. Die Forderung nach mehr organisatorischer Autonomie der staatlichen Schulen wurde damals vom Abgeordnetenhaus befürwortet, zudem beauftragte das Abgeordnetenhaus die Senatsverwaltung damit, ein neues Finanzierungsverfahren für die Schulen in freier Trägerschaft zu entwickeln. Beide Ziele erreichten also die gewünschte Aufmerksamkeit und befinden sich in ihrer Umsetzung.

Von Anfang Mai bis Anfang November 2013 lief die Unterschriften-Aktion für „Schule in Freiheit“. Nun ist sie für die Initiatoren abgeschlossen, die Arbeit an sich jedoch noch lange nicht: Am 5. November um 11:00 Uhr wurden die Unterschriften an Ralf Wieland, den Präsidenten des Abgeordnetenhauses, übergeben. Dabei wurden von der Initiative fünf Vertrauenspersonen- darunter auch Wilhelmi selbst- benannt, die in der bevorstehenden öffentlichen Anhörung ein Rederecht eingeräumt bekommen. 25.000 Unterschriften waren insgesamt notwendig, um die Vorschläge für ein freies Schulsystem einreichen zu können. Einen Monat hat das Abgeordnetenhaus jetzt Zeit, um die Gültigkeit dieser Unterschriften zu überprüfen, anschließend beginnt für die Mitwirkenden der Volksinitiative die zweite Phase: Sie können sich vier Monate lang auf die öffentliche Anhörung und eine überzeugende Präsentation der Inhalte vorbereiten.

Wollen Sie mehr über die Volksinitiative „Schule in Freiheit“ erfahren, oder diese ebenfalls unterstützen? Hier finden Sie hier weitere Infos: www.schule-in-freiheit.de.