Ausgangslage

Anfang Dezember 2003 einigten sich die Kultusminister aller deutschen Bundesländer auf die Einführung der ersten bundesweit gültigen Bildungsstandards – eine Strukturreform, die die Schulpolitik und die Schulverwaltungen der sechzehn Länder für die nächsten Jahre beschäftigen wird.

Dabei ist es durchaus symptomatisch für das im internationalen Vergleich ohnehin schon völlig überregulierte deutsche Schulwesen, dass auf den ›PISA-Schock‹ ausgerechnet mit der Einführung zentraler Standards reagiert wird … Wie anders sehen dagegen die Schulen in Skandinavien, in den Niederlanden oder in Kanada aus, jenen Ländern also, die bei der PISA-Studie ganz vorne lagen!

Der politische Diskurs in Deutschland bedarf einer kritischen und ideenreichen Begleitung, wenn er nicht in einem weiteren bürokratischen Desaster enden soll. Wie kann das geschehen?

Die öffentliche Diskussion wird von drei unterschiedlichen Voraussetzungen geprägt:

  • Von der Erkenntnis des Scheiterns der zentralistischen Organisation des Schulwesens, was zu der Forderung nach mehr Autonomie der Schulen und mehr Wettbewerb führt
  • Von einem aus der Warenproduktion auf die Schule übertragenen Ökonomiebegriff, der zu der Forderung nach der "Output-orientierten" Schule führt
  • Von dem Misstrauen in die Selbstorganisation des Bildungswesens, was in der Einrichtung der "Nationalen Bildungsstandards" und deren Zusammenführung von staatlichem Zentralismus und industrieller Standardisierung zum Ausdruck kommt.

Was uns fehlt, ist nicht noch mehr Zentralismus, sondern Schulen, in denen die Kinder und die Lehrer gerne lernen und arbeiten! Wir brauchen einen Bildungsbegriff, der die ›Schule der Zukunft‹ als einen pädagogischen Ort beschützt, in dem – jenseits vordergründiger und einseitiger Zweckbestimmungen – die Entwicklung individueller und sozialer Fähigkeiten der Kinder auf ihrem Weg zu erwachsenen, mündigen und verantwortungsbewussten Menschen im Vordergrund steht!

Dies bedenkend liegt es nahe, auch jene Schulen partnerschaftlich in die Debatte einzubeziehen, die seit Jahrzehnten praktische Erfahrungen mit dem Aufbau und der Organisation eines freien Schulwesens gesammelt haben. Mit ihnen gemeinsam ließen sich auch die allenthalben erhobenen Forderungen nach ›Wettbewerb‹, ›Standards‹ und ›Evaluation‹ in einen neuen Zusammenhang stellen – den der pädagogischen Freiheit.